Der Zeitvertreiber

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Kennt ihr den Gedichteschreiber,
diesen langen dürren Zeitvertreiber?
Wenn ich neuen Text mal fand
war er meist sofort zur Hand.
Was ich ihm langsam diktierte,
er schnell aufs Pergamente klierte.

Nicht immer er Schreibpapier hat,
manchmal ist es von der Rolle ein Blatt.
Er schreibt nicht immer fehlerfrei,
bloß gut, ich sitze doch nebenbei.
Ist er besonders lieb und nett,
nehme ich ihn mit ins Bett.

Das letzte Mal hat er gekleckert,
da hat die Hausfrau sehr gemeckert.
Neulich bin ich ins Spital gekommen,
da habe ich ihn mitgenommen.
Die Schwester war zwar sehr erregt,
weil sie den Tropf mir angelegt.

Da sollt ich ihn vom Bettrand schieben,
damit keine Bakterien stieben.
Ich küsse ihn des tags und nachts,
fasst meine Frau ihn an, dann kracht’s.
Wie ein fürstlicher Knappe
trägt er meistens eine Kappe.

Wenn unsere Gegner dran denken,
spielen wir abends Schiffe versenken.
Heute hat ein Wahlbüro angefragt
und ich habe dort gleich ja gesagt.
Am Wahltag bin ich Geschichtenschreiber
und er kommt mit, mein Kugelschreiber

18.05.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Der Zeitvertreiber

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19.05.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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