Der Wächter

Ein Gedicht von Jasmin Pahlisch
Weit im fernen Wüstensand
eine Stadt in Trümmern,
ward zerstört von Feindeshand
und ohne Hoffnungsschimmer.

Die Stadt liegt halbverlassen,
es wendete das Blatt.
Kein Mensch geht durch die Gassen,
der freudverlor'nen Stadt.

Doch hoch über den Gesteinen
auf einem standhaft' Turm,
da muss ein Wächter weilen,
trotzt Hitze, Nacht und Sturm.

Er steht auf seiner Zinne,
schaut auf den Sand hinaus
und denkt in seinem Sinne:
"Wann darf ich nur nach Haus?"

"Doch nein, muss wachsam bleiben!
Es ist doch mein Beruf!
Seh' Tag und Nacht sich scheiden
wie Gott, der sie schuf.

Doch Gott hat uns verlassen!
Verbarg uns seinen Blick.
der Krieg war auf den Gassen
und nahm uns alles Glück.

Sie sagten mir: 'Sei wachsam!
Beständig sei dein Tun.'
Wir sind doch eh' am Ende!
Darf ich denn niemals ruhn?"

Und doch wacht er geduldig
auf seinem Aussichtsturm.
Das ist der Stadt er schuldig,
trägt Lanz', Latern' und Horn.

Er senkt den Blick nach unten,
geführt von Lichterschein
und hat ein Blümlein funden
zwischen Geröll und Stein.

Dieses winz'ge Blümelein
bringt Leben, wo ist Tod.
"Die Stadt, sie wird bewahret sein
und enden wird die Not!"

"Der Herr wird wiederkehren,
verlassen hat uns nie.
Nichts wird die Stadt versehren,
behüten wird er sie!"

Wächter, von Freud erfülle,
ruft's in die Nacht hinaus.
Und von der Gnad er kündet.
Sein Licht schmückt jedes Haus.

Informationen zum Gedicht: Der Wächter

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04.01.2014
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