Der über uns

Ein Gedicht von Heinz Säring
Frei nach G. E. Lessing

Limericks

Des Edelmanns Park, unbewacht,
ein Apfelbaum war eine Pracht!
Die Äpfel so prall,
wie nicht überall.
Ein Bursche bestieg ihn bei Nacht.

Ein Pärchen, das Mädchen ein Traum,
erschienen am selbigen Baum,
plaziert sich im Gras,
die Äpfel? Ach was,
die am Baum intressierten sie kaum.

Das Mädchen, ich glaub sie hieß Suse,
die hatte ja zwei in der Bluse.
Des Großbauern Sohn
genügten die schon -
nun hört man Geschmatz und Geschmuse.

Der oben verhält sich ganz still,
weil er nicht entdeckt werden will.
Ihr fehlt dann die Kraft,
der Kerl hats geschafft! -
Dem anderen wirds langsam kühl.

Das Mädchen wird plötzlich ganz blass!
"Das war jetzt ein unfeiner Spaß,
du hast beim 'Bloß Küssen'
mein Höschen zerrissen!
Kommt ein Kind, wer ernährt mir dann das?"

Er sagt: "Davon will ich nichts hören!
Die Zeit wird das irgendwie klären.
Das findet sich dann,
mich geht das nichts an,
der über uns wird's schon ernähren."

Der 'über ihm' kann es nicht fassen, -
"Du Heini! Das könnt' dir so passen!
Was selbst mir entspross,
das zieh ich auch groß! -
Dir fehl'n wohl im Schranke paar Tassen?!"

Die Beiden sind mächtig erschrocken.
Sie ordnete kurz ihre Locken.
Sie hatten die Nacht
zu dritt hier verbracht? ---
Sie machten sich schnell auf die Socken.

O Mädchen, du hast was riskiert, -
du bist es, die leicht hier verliert.
Dich drückt jetzt die Frage:
Wann kommen die Tage???
Ich hoffe, es ist nichts passiert.

Informationen zum Gedicht: Der über uns

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11.07.2011
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