Der Rufer in der Brandung
Ein Gedicht von
Max Vödisch
Im Wechselspiel von Trug und klarer Sicht
erscheint die Welt wie ein Schauspiel ohne Licht.
Man trägt die Maske auf der großen Bühne,
so dass die Lüge dort vor Neid ergrüne.
Die Liebe glimmt, ein fernes Feuerlein,
der Hass hingegen schlägt in Flammen ein.
Dazwischen stehst du, fest wie harter Stein,
vom Sturm umtost, doch innerlich noch rein.
Du siehst mit Augen, die die Wahrheit tragen,
siehst Menschen, die sich tiefe Wunden schlagen,
wie Vampire, die im Dunkel lauern,
hinter der Kälte ihrer Lebensmauern.
Allein stehst du im tosenden Orkan,
ein Rufer, den kein Echo tragen kann.
Der letzte Träumer, der noch Zuversicht kennt
in einer Welt, die sich nur selbst verbrennt.
Die Erde wölbt sich, weit, kalt und schwer,
ein Meer aus Schweigen, trostlos und so leer.
Und du darin – nur ein Tropfen, schwach und klein,
doch einer, der noch wagt, sich treu zu sein.
Wenn nun die Nacht die tiefste Finsternis wirft
und gierig an der letzten Hoffnung schürft,
erwacht am Horizont ein blasser Schein
und hüllt das weite Meer in Klarheit ein.
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