Der kranke Meister

Ein Gedicht von Jürgen Wagner
E r ist alt und schwer erkrankt,
das Kloster um sein Leben bangt
Besuch kommt, man will nach ihm seh‘n,
fragt mit Respekt nach dem Ergeh’n

Der Meister ist in seiner Mitte,
hat keinen Wunsch und keine Bitte,
zeigt sich als Lehrer und als Dichter:
'Diese Welt hat zwei Gesichter

Das eine sieht uns an in Freud,
mit Liebe und Barmherzigkeit
Das andere in Zorn und Bangen,
mit Hunger und großem Verlangen

Die Sonn' hat mich so lang beschienen
mit Licht und Wohltat, die mir dienen
Nun ist es Nacht und kühler Schein
schaut da vom Mondenlicht herein


Nach einer Zen-Geschichte: Großmeister Ba war bedenklich krank. Der Hauptmönch des Tempels fragte ihn: "Wie ist es Euch, Meister, in letzter Zeit ergangen?" Der Großmeister sagte: "Buddha mit dem Sonnengesicht, Buddha mit dem Mondgesicht."

Informationen zum Gedicht: Der kranke Meister

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02.05.2015
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Jürgen Wagner) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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