Der Krähen Krieg
Ein Gedicht von
Lisa Nicolis
Am Haus, entlang der hellen Wand,
liegt Kies und Sand als Zierde.
Darauf wächst Moos wie‘n sanftes Band
und das erweckt Begierde...
Der Rand am Haus, seit Jahren schon,
ist Augenschmaus, bringt Freuden,
doch pickt ‘ne Krähe dran wie‘m Hohn
nur um’s mir zu vergeuden.
Versteckt unter dem saft’gen Grün
des Mooses weichem Kissen
liegt für die Krähe, frech und kühn
manch schöner Leckerbissen.
Nun kämpfen wir seit Jahr und Tag
‘nen Krieg, der niemals endet:
ich pfleg das Moos, weil ich es mag,
das sie mir schnöd verschwendet.
Ob Weihnachten, ob Ostern jährt,
da sitzt sie stets im Garten.
Die Kribbelviecher sind es wert,
das langweilige Warten.
Und bin ich weg, schmeißt sie das Moos
in Büscheln auf das Pflaster.
Sie hat ‘nen Wurm erhascht, ich bloß,
wie stets, neues Desaster.
Der Besen steht bereit im Flur
zum Scheuchen oder Fegen.
Diese heraldische Figur
bestimmt teilweis mein Leben.
Doch manchmal wird es mir zu bunt,
wenn ich am Baum sie sehe
und frage mich: wieviele Stund
lebt so ‘ne freche Krähe?
Und sie harrt möglichst nur zum Trost
am Rand des Mooses Polster
und fragt sich krähenhaft erbost:
wie lang lebt dieses Monster?
Nun hab ich mich entschlossen fest,
das Moos muss ich entfernen
und dieses Ding zuguterlrtzt
muss endlich Mores lernen.
© Lisa Nicolis
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