Der Irrende

Ein Gedicht von Torsten Hildebrand
1.
Schrei der Götter!
im Ödland der Wüste.
Barbarisches Wetter;
das sich an Zunge,
eine Zyste gebärt.

Durst ist erbärmlich,
in sengender Glut.
Die Blicke ärmlich,
verkniffen. Kochendes Blut.
Am Himmel: Schwarzflügelbrut.

Der Sand verschlingt langsam sein Mahl.
Und der einzelne irrt, als Irrender.

2.
Der Wahn hat ein Plan.
Genial und blödsinnig.
Und der Sand im Zahn,
macht keinen Speichel mehr flüssig.

Oasen kubistisch.
Welch seltsames Würfelspiel.
Komm Wüstentisch, erschreck mich.
Zeig mir: Fata morganisch,
die Insel: Blau, Weiss; blumig und grün.

Skelette klettern, wie Noten.
Hautüberzogen.
Doch die Linien quietschen verstimmt.
Und als trauriger Clown, zeigt sich Horizont.

3.
Skorpion beiss mich! Doch ich bin schon zu blutarm;
und ähnel dem Sand mehr, als dem leben.

Verwitwet ihr Götter! Ihr steifalten Glieder!
An euch zu glauben heisst: Gift als Balsam zu nehmen.
Ihr schlaft nur, ohne Gemüter.
Und konntet Herzen nie zähmen.

Durst macht krank und kränker.
Die Welt ist, mit Segmenten punktiert.
So siech ich uneingeschränkter,
bis ich mit dem Sande paktier.

4.
Schrei der Götter!
Nicht mehr als ein Flüstern.
Lederwetter.
Der Irrende gerbt nüchtern.

Im Sand ertrunken. Trockenheit.
Doch alles fliesst. Unendlich weit.

Informationen zum Gedicht: Der Irrende

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02.03.2012
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