Der Gesang

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Gestern war das Wetter mild und lau,
der Himmel strahlte lieblich blau.
Die Gefühle spielten verrückt
und die Hormone haben gedrückt.
Die Liebste versprach am Telefon:
„Heute Abend wird es ein Sohn.“

Ich saß vor dem flachen Kasten
mit den vielen schwarzen Tasten.
Gerade wollte ich zu Papier das bringen,
da hörte ich es im Hause singen.
Ich höre es auch heute noch genau,
es war die Stimme einer Frau.

Sie schmetterte mit froher Lust
und wahrscheinlich auch viel Brust.
Sie sang so rein und hell und klar,
dass es wie ein Wunder war.
Es klang durchs ganze Treppenhaus
und kam aus einer Tür heraus.

Neugierig schlich ich die Stufen,
um zu sehen, nicht zu rufen.
Die offene Tür lockte hinein
und der Gesang minnte mich ein.
Jetzt weiß ich, diese Töne
gehörten einer nackten Sirene.

21.10.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Der Gesang

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16.02.2015
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