Bowling

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Kommt der Mann in die Jahre,
büßt er Zähne ein und Haare.
Nur der Bauch wächst ganz geschwind,
bis alles lacht: “Der kriegt ein Kind!“

Ich tat in den Spiegel sehen
und danach zum Bowling gehen.
Turnschuhe, frisch desinfiziert,
haben mich sportlich inspiriert.

Zuerst blieb ich am Bahnrand stehen
und habe lernend zugesehen.
Zehn Kegel, wie Nichten und Neffen,
da müsste man doch viele treffen.

Ich hab ne Kugel mir gebucht,
anhand der Löcher ausgesucht.
Die Finger sollen die Kugel halten
und schließlich ihren Lauf gestalten.

Schwer tragend ich den Anlauf machte,
die Kugel laut zu Boden krachte.
Die Kugel lief, die Kugel rollte,
anfangs so, wie ich es wollte.

Ich dachte schon, dass ich gewinne,
da bog sie ab, fiel in die Rinne.
Die Nächste rollte auf ner Parabel,
direkt zur Rinne, miserabel.

Neuer Anlauf mit viel Schwung,
die Kugel hat Erinnerung,
schön geradeaus, ich glaub ich spinne,
plötzlich biegt sie ab zur Rinne.

Dreißig Kugeln hab ich geschoben,
und konnte nur die Rinne loben.
Schlaflos hab ich manche Nacht
mir dazu nen Kopf gemacht.
Als ein neuer Besitzer kam,
die Entwicklung ihren Anfang nahm.
Es mussten neue Kugeln sein,
da wurden rasch fünf alte mein.

Und ich auch eine Lösung fand,
die mitten auf der Straße stand.
In jeder Stadt ist es das gleiche Lied
mit dem Industriegebiet.

Geplant, gebaut und nicht gegeizt,
nicht alle Flächen ausgereizt.
Straßen wurden geteert und geputzt,
die noch niemand hat genutzt.

Ich habe Zäune hin gezerrt
und eine Straße abgesperrt.
Auf deren glatten Asphalt
haben meine Kugeln geknallt.

Zu Toren, Balken, kleinen Tonnen
hab ich gezielt, geschoben, gewonnen.
Ich hab die Wochen nicht gezählt,
bis keine Kugel mehr verfehlt.

Selbst Sand und Laub störten da nicht,
wenn die Kugel ihren Weg sich bricht.
Gern hätte ich Sieg und Ruhm genossen,
doch das Bowlingcenter wurde geschlossen.

05.04.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Bowling

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13.04.2015
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