Berlin erwacht

Ein Gedicht von Hansjürgen Katzer
Liegt Berlin noch traumversunken,
ruht noch aus der Pichelssee?
Ein, zwei Bier zu viel getrunken,
plagt ein leichtes Schädelweh.

Müde schleich ich durch die Gassen,
früher Vogel fängt den Wurm.
Diese Stille kaum zu fassen,
diese Ruhe vor dem Sturm.

Herbst wird's langsam und behände,
welk fällt Blatt um Blatt vom Baum.
Mancher fertig, schon am Ende,
aufgewacht aus seinem Traum.

Fahles Licht wirft die Laterne,
auf den Weg, wie zum Geleit.
Fast verloschen schon die Sterne,
jetzt zur frühen Morgenzeit.

Will der Moloch bald erwachen,
der so manches Schicksal trägt.
Jenen Pulsschlag zu entfachen,
der sich täglich niederschlägt.

Laut wird's bald und voller Lärmen,
geht Berlin dann seinen Gang?
Kommt der eine, recht ins Schwärmen,
hält der andre Abgesang!

Diese Stadt mit Herz und Plautze,
atemlos und doch charmant.
Klares Wort, Berliner Schnauze,
nie verzückt und elegant.

Und doch stets mit klarer Kante,
Hauptstadt, ohne rechten Glanz.
Eine gute, alte Tante
und ein Hort der Toleranz!

© Hansjürgen Katzer, September 2023

Informationen zum Gedicht: Berlin erwacht

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04.11.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hansjürgen Katzer) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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