Ansichten eines Totenschädels

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Ich träumte heute früh um vier,
ich stand vor einer Pforte.
Ein Totenschädel sprach zu mir,
ich hör noch jetzt die Worte:

„Auch ich trug einmal Bart und Zopf,
wie Du heut‘ trägst auf Erden…
Was ich jetzt bin – ein Totenkopf –
Auch Du wirst einer werden…

Die Jahre gehen schnell vorbei,
da hilft kein bitter klagen.
Drum leb Dein Leben – einerlei –
was Andre drüber sagen…

Ich frönte nie der Eitelkeit,
dacht‘ nicht an Geld und Zinsen
und kann deshalb voll Heiterkeit
als Totenkopf noch grinsen…

Und hast Du dann, mein lieber Klaus,
den Todesduft gerochen –
am Schluss siehst Du wie jeder aus:
Ein Schädel, ein paar Knochen…“

Informationen zum Gedicht: Ansichten eines Totenschädels

1.329 mal gelesen
08.05.2015
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige