Anorexia nervosa

Ein Gedicht von Ingrid Baumgart-Fütterer
-Fiktion –
-1-
Hin und herschwankend auf schwachen Storchenbeinen,
die verpackt sind in ausgebeultem Leinen
kommt eine elende Hungergestalt daher,
bei deren Anblick einem das Herz wird schwer.
-2-
Abgemagert, fast bis zur Gesichtslosigkeit,
ist die Haut der fleischlosen Wangen zu weit,
allein die Augäpfel ihres Totenschädels
bezeugen die Lebendigkeit des Mädels.
3-
Sei verachtet alle fleischlichen Gelüste,
ekelt sich vor dem Wachstum ihrer Brüste,
will ihrer „Fraulichkeit“ rechtzeitig entfliehen,
wird sich dafür noch mehr Nahrung entziehen.
-4-
Seit sie ihr Leben nur noch zum „Kotzen“ findet
rein gar nichts mit Lust und Freude verbindet,
zieht sie sich pfundweise zurück aus dieser Welt,
bis sie wohl eines Tages ganz vom Fleisch fällt.

Informationen zum Gedicht: Anorexia nervosa

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22.04.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Baumgart-Fütterer) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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