Am Leben vorbeigelebt
-Fiktion
-1-
Er hat weder Zeit für „sie“ noch Zeit für sich,
erst recht keine übrig für die anderen,
findet keine Zeit für freudiges Leben,
doch zum Sterben ist es nicht mehr lange hin.
-2-
Dabei weiß er mit sich nichts anzufangen,
hasst den Tag, an den ihn die Mutter gebar,
lässt seine Zeit im Selbstmitleid verrinnen,
als entspränge sie unerschöpflichem Quell.
-3-
Er atmet auf wenn der Tag endlich vergeht
nur weil ihn das Heute fordert und ängstigt,
fürchtet jedoch das Altwerden und den Tod,
möchte in seine Vergangenheit fliehen.
-4-
So fürchtet er sich nicht nur vor dem Heute,
sondern bereits heute schon vor dem Morgen,
morgen wiederum vor dem übermorgen,
während die Sorgen seine Zeit verzehren.
-5-
Er hat weder Zeit für „sie“, noch Zeit für sich,
erst recht keine übrig für die anderen
dabei rieselt der Sand schnell durchs Stundenglas,
bald stirbt er, ohne je gelebt zu haben.
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