Alltagsschizophrenie

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Alltagsschizophrenie

Vollmundig schimpfte da ein Umweltschützer,
Dass der Insektenschutz bei uns bleibt auf der Strecke,
Wenn wir doch alle als Naturvernützer,
Herausreißen den Baum, den Strauch, die alte Hecke.

Und er beklagte das Insektensterben,
Dass Wildbienen, Nachtflieger es kaum gebe:
Auch wenn sie großformatig für die Bienen werben,
Wird kaum etwas getan, dass der Bestand sich hebe.

Und die Insektenhotels kaufe er oft wieder,
Damit die Kleinflieger sich dort vermehren,
Verstecken, Eier legen und dem Bieter
Das ausgleichen, wo sich die Fluren leeren.

Und dann entdecke ich tatsächlich
Bei dem Tierschützer in dem eigenen Haus
Elektrokillgeräte, die ursächlich
Vernichten, was üppig an Faunenstrauß.

Damit er abends ungestört auf dem Balkon
Die Mahlzeiten kann zu sich nehmen,
Vernichtet er in seinem Vorfeld schon,
Wofür er eigentlich sich müsste schämen.

Der Gartenteich ist längstens zugeschüttet,
Frösche, Libellen allesamt vertrieben.
Da scheint Gewissensnot nicht aufgerüttet –
Nur triste Grasnarben sind dort geblieben.

Und dann wundert man sich beim Autofahren,
Dass auf der Windschutzscheibe nichts mehr klebt,
Die ganze Welt, befreit von diesen Kleingefahren,
Nur noch in eigener Schutzzone lebt.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Informationen zum Gedicht: Alltagsschizophrenie

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31.05.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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