Alleinsein

Ein Gedicht von Klaus-Jürgen Langner
Manchmal halt ich das „Alleinesein“ nicht mehr aus.
Ich geh irgendwo hin, egal wo, nur irgendwo raus.
Und wenn ich dann auf eine große
Menschenansammlung stoße
Nehm ich mir vor, ich geh auf irgendjemanden zu
Und spreche ihn an und sage: „DU!
Bitte, lass mich Dich berühren,
denn ich muss unbedingt menschliche Wärme spüren“.
Aber ich habe solche Angst, dass Du mich groß ansiehst
Und mir Deine Hand erschreckt wegziehst,
und ich stehe dann wieder ganz allein,
genauso wie vorher …ganz… allein….
Oder ich versuch es mit Konversation,
aber auch da weiß ich es schon,
dass Du Dich flüchtest auf ein Podest
und dass auch da mich nicht an Dich läßt,
und wir plaudern über den F.C. und das Wetter,
und Du sagst mir,was für ein netter
Mensch ich doch sei!
Und dabei
Bin ich Dir in Wirklichkeit ganz einerlei!


Du, wenn ich jetzt anfange und SCHREI!!!
Du läßt Dich nicht stören,
oder kannst Du mich auch nicht hören?
Oder läßt Du Dich nur deswegen nicht anfassen-
-willst mich nur deswegen nicht an Dich lassen,
weil Du Angst hast, genau wie ich,
die Angst, in der Nähe verletze ich Dich?
Oh Gott, was ist denn bloß
mit unserer verdammten Welt los?
Wo ist denn unsere ganze Menschlichkeit geblieben.
Wenn wir schon Angst haben einander zu lieben?

Andrerseits könnt es ja so sein,
nur ich hab diese Angst, nur ich allein
und wenn ich tatsächlich auf Dich zugehe,
dann schenkst Du mir etwas von Deiner Nähe?
Vielleicht sollt‘ ich es doch noch einmal probieren
Auf Dich zugehn und mich selbst zu riskieren!

Don, November 1986

Informationen zum Gedicht: Alleinsein

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07.11.2013
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Klaus-Jürgen Langner) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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