Vater werden

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Egal, ob man liebte und es wollte,
ob es passierte, oder ob man sollte,
ist ein Kind erst merklich unterwegs
anhand eines ärztlichen Belegs
fängt sein neues Leben an,
merkt dann auch so mancher Mann.
Mit Müh und Not kann er verhindern,
am Gyn-Stuhl ihre Angst zu lindern.

Die Frau sitzt ihm nun auf der Pelle,
rührt sich wenig von der Stelle.
Was sie früher ihm verbarg,
weil es klein oder sehr karg,
soll er nun plötzlich betasten
oder sogar daran rasten.
Wie soll das ein Mann verstehen,
bei dem Gefühle kommen und gehen?

Doch für die künftige Mama
ist das Kind nun ständig da.
Es wächst nicht nur die Oberweite,
auch der Bauch geht in die Breite,
ehe er sich zur Kugel macht,
die beide stört, nicht nur bei Nacht.
Manche wollen aus einem Stücke
ihre beliebten Bauchabdrücke.

Zeigt sie ihm die ersten Wehen,
möchte er zwar bei ihr stehen,
aber nicht bei der Entbindung,
eher bei der Kneipenfindung.
Er kommt zwar mit nem Blumenstrauß
aber bald eilt er nach Haus.
„Pullerparty“ soll heut sein,
das Kind hört nur die Mutter schrei‘ n.

Am nächsten Tag ist Vater blau,
so wie das Neugeborene, schau!
Seht nur beider Ähnlichkeit,
sie verhindert den Zeugungsstreit.
„An der Hand die kleinen Dinger,
sind das etwa Kinderfinger?
Und wie soll ich es denn halten
ohne es samt Bett zu falten?“

Kind anfassen, wie und wo,
klappt es gleich ist Mama froh.
Wird die Windel frisch gebunden,
ist der Papa schnell verschwunden.
So wie das Kind wächst, heute und morgen,
wachsen der Eltern Freude und Sorgen.
Ist das Kind größer, irgendwann,
fängt es selber von vorne an.

03.09.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Vater werden

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26.05.2016
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