Unser Nussknacker hat geweint

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Gestern war ich auf dem Boden
und habe schrecklich geflucht,
bis ich ihn fand zwischen alten Loden,
den Nussknacker, den ich gesucht.

Ich holte ihn aus seiner Ecke
und habe dann gemeint,
weil Farbe hing wie Tränensäcke,
der Nussknacker hätte geweint.

Als ich ihn vom Staub befreit,
blickte er ernst und stumm.
Ich hab den Bart ihm geglättet,
und sah dann auch warum.

Eigentlich müsste er neu aussehen,
weil er erst vor 2 Jahren geboren,
doch ich hörte ganz still ihn flehen,
er hatte einen Zahn verloren.

Vielleicht hat er bei einer Nuss gezittert
oder sie war ihm zu hart.
Denn ein Holz Zahn ist abgesplittert
und klebte in seinem Bart.

Ich sah ihn an wie ein Dentist,
so wie im richtigen Leben,
ob da was zu machen ist
mit Nageln oder kleben.

Zum Kleben war das Holz zu klein,
am Zahn war nichts zu machen,
drum setzte ich ne Schraube ein,
er soll ja beißen und nicht lachen.

Gebohrt, geschraubt, gefeilt,
die Schraube noch geputzt,
ich habe mich da sehr beeilt,
denn heut wird er benutzt.

Ich schabte seine Tränentropfen
und habe nachgedacht.
Plötzlich ließ er seine Zähne klopfen
und hat wie einst gelacht.

24.11.2015 © Wolf--Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Unser Nussknacker hat geweint

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14.12.2015
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