Schichtwechsel

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Ein Vorfahre trieb einst wie wild
nen Haken in die Wand fürs Bild.
Für ein Bild aller Personen,
die hier im Quartiere wohnen.

Das Bild zerbrach bei einem Streit,
bis zur Scheidung war es nicht weit.
Der Haken, unbeweglich fest,
überstand manchen Seilbahntest.

Bis dann die Familie befand,
ein Kalender muss an die Wand.
nicht nur Feiern, manche Tage,
fordern die klare Aussage. 8

Der Haken steckte doch so hoch,
da blieb Platz für den Lullatsch noch.
In vielen Kalenderzeilen,
lassen sich Daten verteilen.

Von Mahnung, Männertag bis Müll,
er erträgt immer alles still.
Bevor man seine Meinung sagt,
man lieber den Kalender fragt.

Der alte nun zu Ende geht,
der Neue schon dahinter weht.
Es wird wie im Wirtschaftsleben
fliegenden Schichtwechsel geben.

Der alte gibt das letzte Hemd,
dem neuen ist das Datum fremd.
Das Schaltjahr liegt Jahre zurück,
beide wären sonst auch gleich dick.

Trotzdem gibt es Differenzen
innerhalb der gleichen Grenzen.
Der neue hat schöne Ecken,
den alten schon Risse necken.

Der alte hat preisgegeben,
was wichtig in unsrem Leben.
Der neue Geheimnisse hält,
die man meist erst später feststellt.

Müll, Papier und Wertstoffreste
sind für andere das Beste.
Termine an Feiertagen
jedem was anderes sagen.

Der neue wartet aufgeregt,
dass seine Blätter auch belegt.
Er ist zwar nicht mehr jungfräulich,
doch die Schrift ist noch säuberlich.

Impfungen und TÜV-Termine,
Hochzeitsfeier der Cousine.
Tag für Tag so vorgenommen,
wird auch sein Schichtwechsel kommen.

29.12.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Schichtwechsel

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29.12.2013
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