Oktober

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Ein schöner Tag, Oktobersonne,
Neunzehn Grad, welch eine Wonne.
In der Zeitung konnte man lesen,
auf dem Fichtelberg sei Schnee gewesen.
Zusammen mit dem Blätterfall
ist Garten Beräumung überall.
Darum diesen Tag genießen,
auch wenn nur noch Gräser sprießen.

Frau und Kinder, wenn man hat,
untern Arm und ab zur Stadt.
Mitten mang in das Gewühle,
wo drapiert sind Tisch und Stühle.
Untern Po ein warmes Kissen,
im Oktober kann man ja nie wissen.
Dem Ober sagt man nur drei Worte:
„Bitte eine Sahnetorte!“

Kaffee gibt es, wie Korn und Schrot,
zusammen gleich im Angebot.
Erste Bissen, mit vollem Mund
schweifen nun die Blicke rund.
Hat Bekannte man erblickt,
wird von weitem nur genickt.
Bei dem, was wir entdecken,
bleiben bald die Bissen stecken.

Manch Mädel zu Übertreibung neigt,
mit kurzem Rock den Frühling zeigt.
Und morgen liegt sie krank im Bett,
weil das Wetter doch nicht nett.
Auch ein Mann in kurzer Hose
wechselt ständig seine Pose.
Ein Radio meldet, solche Männer
sind auf dem Fußballplatz die Renner.

Bequem gesessen, fast zwei Stunden,
Torte und Kaffee durften noch Mal munden.
Die Wolken ziehen, die Sonne ist weg,
weiteres Sitzen hat da keinen Zweck.
Laut den Ober rufen und bezahlen,
Münzen suchen, Trinkgeldqualen.
Langsam Richtung Heimat gehen,
letzte Schaufenster besehen.

Lange gesuchte Stücke entdecken,
nicht genügend Geld einstecken.
Wie so oft schon vorgekommen,
künftig wird die Geldkarte mitgenommen.
Beim Nachbarn melden und beim Klopfen
fallen schon die ersten Tropfen.
Glück gehabt, den Tag genossen,
die Woche darauf hat es nur gegossen.

23.10.2017 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Oktober

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23.10.2016
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