Meine Überlegungen

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Täglich ein Gedicht, das wäre fein,
doch leider fällt mir oft nichts ein.
Ich hocke brav auf dem Poetensitz
und warte auf den Gedankenblitz.
Ließe sich der Hocker drehen,
könnte ich nach hinten sehen
und bei einer anderen Sicht
gäbe es längst schon ein Gedicht.

So aber starre ich nur gebannt
auf das alte Muster an der Wand.
Der kleine Punkt, ein Fliegenschiss,
den kennt jeder, ganz gewiss.
Der große Fleck ist retuschiert,
weil eine Mücke Blut entführt.
Den anderen möchte ich vergessen,
der geschah beim Knacker essen.

Selbst Luther, der weltbekannt,
hatte seinen Fleck an der Wand.
Der Teufel reizte ihn zum Hass,
und Martin warf das Tintenfass.
Wäre man auf meine Flecke so erpicht
gäbe es darüber lange ein Gedicht.
Wenn ich heute nicht gleich alles seh,
kommt vielleicht noch eine Idee.

Hoffentlich macht sie schnell die Runde,
bis Mitternacht ist nur noch eine Stunde.
Dann aber besuche ich das Bett im Haus
und schlafe endlich einmal aus.

27.09.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Meine Überlegungen

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27.09.2013
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