Mein Nachbar, der Herr Hesekiel

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Mein Nachbar, der Herr Hesekiel
lief stocksteif wie ein Besenstiel.
Er als alter Junggeselle
sah Frauen als Unglücksquelle.
Deshalb lebte er seit Jahren
allein, ohne weg zu fahren.

Mein Nachbar, der Herr Hesekiel
beim Baumschnitt von der Leiter fiel.
Zum Handy ist er gekrochen,
sein Bein war sicher gebrochen.
Die Hilfe kam mit Gejaule,
Erst Sanis, dann Doktor Paule.

Mein Nachbar, der Herr Hesekiel
dachte sich erst dabei nicht viel.
Ein Verband und meinethalben
Pillen und auch etwas Salben.
Und da jetzt bald der Frühling eilt,
wäre die Sache bald verheilt.

Mein Nachbar, der Herr Hesekiel
bekam das Krankenhaus als Ziel.
Zuhaus konnte man nur betten,
ohne Gips war nichts zu retten.
Also auf die Trage bahren
und dann mit Gejaule fahren.

Mein Nachbar, der Herr Hesekiel
dort bald aus allen Wolken fiel,
im Krankenhaus Sachen runter,
Nachthemd an, mit nichts darunter.
Die Schwester, die Gips gestrichen,
kam öfter zu ihm geschlichen.

Mein Nachbar, der Herr Hesekiel
verspürte plötzlich ein Gefühl.
Verkrampfte auch der große Schmerz,
die Schwester öffnete sein Herz.
Sie kam täglich ihn besuchen
mit einem herrlichen Kuchen.

Mein Nachbar, der Herr Hesekiel
lief einst steif wie ein Besenstiel.
Nun liegt er da als Schmerzpatient,
bis man ihn vom Gips einmal trennt.
Entlässt man ihn zu dieser Zeit,
dann kehrt er heim bestimmt zu zweit.

13.03.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Mein Nachbar, der Herr Hesekiel

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13.03.2014
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