Mein Guter

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Die Werbung sagte: „Steck ihn rein,
alles andere kommt von allein.“
Ich fand das ja sehr famos
und nahm ihn behutsam auf meinen Schoß.
Ich drückte ihn hier und tastete da,
bis ich plötzlich etwas sah.
Blaue Flecke, gelbe Streifen und nanu,
wilde Muster, wie ein Tattoo.
Hab ich mal sein Ding geschüttelt,
hat er nur den Kopf geschüttelt.
Ohne Konto, ohne Geld
gibt es nichts auf dieser Welt.
Er machte mir nur Appetit,
wie ein schlimmer Herzensdieb.
Dabei hatte ich mich auf heut
wie ein kleines Kind gefreut.
Mein Leben musst ich offenbaren,
von den Füßen bis zu den Haaren.
Ich war mächtig aufgeregt,
er hat sich ins Zeug gelegt.
Stets veränderte sich sein Gesicht,
doch was ich wollte, gab es nicht.
Ich wollte ihn schon auf die Straße setzen,
da entblößte er den ersten Fetzen.
Doch mitten in der schönsten Nacht
hat er die Augen wieder zugemacht.
Am anderen Morgen ging es heiter
diesmal auf dem Schreibtisch weiter.
Das eine Auge hat geblinkert,
das andere nur ab und zu gezwinkert.
der Schelm brachte mit seinen Sachen
mich ab und zu auch mal zum Lachen.
Drei Tage er nun mit mir grollte,
bis ich bekam, was ich doch wollte.
Erst buchstabierten wir seinen Namen,
verschlüsselt für die vielen Damen.
Mir als dem Kontoverwalter
zeigte er auch sein Alter.
81 konnte ich lesen,
doch ist ein Punkt dabei gewesen.
Und seit gestern ist er mein Guter,
der Windows 8.1 Computer.

08.07.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Mein Guter

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21.07.2014
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