Kleine Ostern-2013

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Weil Ostern in diesem Jahr
eine weiße Katastrophe war,
sagte meine Frau voller List,
dass heute „Kleine Ostern“ ist.
Da kann man noch mal überdenken
und das vergessene verschenken.
Außerdem, das ist regional vererbt,
werden noch einmal Eier gefärbt.
Aber nicht die bunten, grellen,
sondern jetzt die traditionellen.

Einfarbig, schlicht, doch elegant,
mit brauner Farbe, wie gebrannt.
Wochen vorher ward gesammelt,
was den Tränenfluss verrammelt.
Nämlich die trocknen braunen Pellen,
die bei der Zwiebel sich einstellen.
Mit Wasser, Essig und viel Mut
kocht man einen braunen Sud.
Die Eier ganz sachte hineingelegt
und dann eine Weile nicht bewegt.

Essig raut die glatte Schale auf,
dann hält die Farbe besser drauf.
Sind die Eier etwas abgekühlt
und keines dabei kaputt gespielt,
werden sie auf Stroh gebettet
und mit Speckschwarte eingefettet.
Den Salzstreuer daneben gestellt,
sie jeder für Attrappen hält.
Und fragt dann appetitbesessen:
„Kann man die auch essen?“

07.04.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Kleine Ostern-2013

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13.04.2014
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