Karpfenstreich

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Ich kenne einen Karpfenteich,
der ist wirklich an Karpfen reich.
Daneben fließt, tief und schmal,
ein künstliches Fließ, also Kanal.
Und ich kenne da sechs Buben,
die es nicht hält in ihren Stuben.

Die Mädels mussten sich absetzen,
weil sie die Streiche immer petzen.
Und so ein Petze fähiger Streich
trieb die Jungen an den Karpfenteich.
Rasch ins Wasser einen Finger,
schon beißen sich fest die Dinger.

Die Jungen haben’s ausprobiert,
was zu sechs Karpfen hat geführt.
Für sie war jedes Tier ein Wal,
drum landeten sie im Kanal.
Dort sah man einst an freien Stellen
im Sonnenschein schlanke Forellen.

Nun sah man stets, weil es genügte
wie die Rückenflosse das Wasser pflügte.
Kamen Kinder mit den Hunden,
waren alle Karpfen verschwunden.
Die schmalen silbrigen Forellen
mussten sich nur in die Strömung stellen.

Doch dort wo die Touristen stehen
und interessiert ins Wasser sehen,
meist aus Bayern und Sachsen,
sind die Böschungen grasbewachsen.
Die Jungen hatten Scheren mit
und machten einen kurzen Rasenschnitt.

Vom flachen Ufer bis zum Wiesenrand
wurde der Streifen ein schmales Band.
Besah man ihn auch kritisch näher,
das stammte nicht vom Rasenmäher.
Drum kamen Schilder ringsum als Beleg
„Vorsicht Graskarpfenweg!“

07.04.2016 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Karpfenstreich

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07.04.2016
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