Ich werde es ertränken

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Ich werde mein Gerät ertränken,
denn es lohnt nicht, es zu verschenken.
Keiner will das Ding jetzt haben,
um sein taubes Gewissen zu laben.

Ich habe nämlich auch so ein Ding,
das immer nur macht klingeling.
Bilder kann ich damit nicht empfangen
und auch keine SMS verlangen.

Doch hör ich Tante Minna maulen,
dass die Äpfel dieses Jahr faulen.
Tante Martha schwelgt in alten Zeiten,
die doch schon in fernen Weiten.

Tante Hedwig schimpft über die Jugend,
der es mangelt an Sitte und Tugend.
Tante Emma ist schlecht zu verstehen,
sie muss erst mal zum Zahnarzt gehen.

Meine Frau verteufelt jedes Glas Bier,
obwohl ich erst bei Nummer vier.
Und alle rufen: „Hör mir zu!“,
doch ich möchte meine Ruh.

Keiner will das Gerät abkaufen,
deshalb lasse ich es ersaufen.
Niemandem darf ich es schenken,
darum werde ich es ertränken.

Ab heute ist es nun zu spät
für mein altes Hörgerät.

22.06.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Ich werde es ertränken

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22.09.2013
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