Glück gehabt

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
„Glück und Glas, wie schnell das bricht.“
hat die Großmutter mir gesagt.
„Drum nutze es und frage nicht,
wenn dir das Glück behagt.“

Heute hab ich Glück gehabt,
auf bunter Blumenwiese.
Ich hab die Seele mir gelabt,
und auch der Anneliese.

Annelies die Künstlerin,
saß vor der Staffelei,
malte Bäume vor sich hin,
da kam ich vorbei.

Bäume als schwarz-grüne Wand,
glichen dem Original.
Nur davor das Wiesenland
wirkte öd und kahl.

Anneliese sah mich an,
der Tag war sonnig hell,
ob ich die Wiese beleben kann,
nackt als ihr Modell.

Ich sah sie genauer an,
leise Hoffnung glimmte,
an der Frau war alles dran
und die Chemie sie stimmte.

Damit es sich für mich lohne,
ihr frei Modell zu sitzen,
gehe sie für mich oben ohne,
vielleicht komm ich ins Schwitzen.

Ich hab an Großmutter gedacht,
was sie mir hätt geraten.
Ich habe mich völlig frei gemacht
und ließ mich in der Sonne braten.

Ihr Pinsel schwang, sie sang dabei,
das Bild war bald komplett,
da trat ich lachend hinter sie
und fand mich doch zu fett.

Sie fasste hier und fasste dort,
die Röllchen mir zu zeigen.
In Wirklichkeit fuhr sie nur fort
ins Gras sich tief zu neigen.

Für Omas Rat war es zu spät,
Enthaltung würde uns nur quälen.
Doch wie das Glück so leicht gerät,
werd ich euch nicht erzählen.

29.09.2019 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Glück gehabt

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06.10.2019
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