Eine Rose zu viel

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Die Mutter sprach: „Mein lieber Sohn,
wir gehen zum Geburtstag schon.
Hol aus dem Garten schnell sieben Rosen,
doch zerreiß dir nicht die Hosen.“

Mit der Schere eins-zwei- drei-
begann der Sohn die Rosenschneiderei.
Mit drei-vier-fünf schnipp-schnapp
schnitt er weitere Stengel ab.

Noch die Nummern sechs und sieben,
der Blumen, die wir alle lieben.
Er brach die Dornen an jedem Stiel,
putzte und zählte alle, eine zu viel.

Wie er‘s auch drehte und machte,
die Rosenstengel waren achte.
Unwichtig ist es bei der Schokolade,
aber der Rosenstrauß ist immer ungerade.

„Was nun?“, er überlegte scharf,
„Vielleicht hat noch jemand Bedarf?“
„Oder soll ich sie zu Kompost machen,
denn sonst wird die Mutter lachen?“

Als er dazu die Schere nahm,
gerade das Postfräulein um die Ecke kam.
Sie bekam als Postbriefengel
von ihm den letzten Rosenstengel.

Sie roch an der Rose und sah den Mann,
so fing die neuste Liebe an.
Er selber staunt über sein Versehen
und bleibt öfter bei den Rosen stehen.

15.10.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Eine Rose zu viel

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15.10.2014
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