Ein Wetterbericht

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Der tägliche Wetterbericht
seit Wochen täglich von Regen spricht.
Als es neulich im Nachbarort goß,
bei uns nur ein Tropfen am Fenster floss.
Deshalb habe ich die Warnung ignoriert,
dass ein Tief viel Wasser mit sich führt.
Ich saß gemütlich bei Kuchen und Kaffee,
und dabei auch die Bewegung am Himmel seh.
Von links nahte eine graue Wolkenschicht
von rechts quollen weiße Wolken im Licht.
Ich wusste aus Erfahrung, gleich krachts,
der Spannungsunterschied beider Wolken machts.
Weiß und grau aneinander rieben
und die Potentiale in die Höhe trieben.
Schon sauste er als heller Himmelsritz,
der erste aufgestaute gerade Blitz.
Er dabei nicht lange lebte,
weil er direkt zur Erde strebte.
Der Schall braucht zwar länger als das Licht,
doch das gab es diesmal nicht.
Blitz und Donner, Wind und Regen
und dabei ein gefährlicher Segen.
Es fielen nicht weiße weiche Flocken,
sondern es krachten große Hagelbrocken.
Dachrinnen und Bleche der Dächer
klapperten laut wie Plastik Würfelbecher.
Mit der Geschwindigkeit des freien Fall
prallten sie plötzlich überall.
Als ich davor Deckung fand,
ich mitten in der Pfütze stand.
Sollen sich Vorteile ergeben,
muss man auch mit Nachteilen leben.
Wind und Wolken waren bald davon geflogen
und das Wasser hat sich auch verzogen.
Vor dem Haus eine schöne Topfblume stand.
Ihre Blüten niemand wiederfand.
Die Aufregung hat sich gesenkt
und die Erde ist nun leicht getränkt.
Man sieht kaum, dass Sturm hier düste,
der Boden ähnelt wieder einer Wüste.
Nur unter den gerüttelten Obstbäumen
müssen wir viel Fallobst räumen.

15.06.2020 Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Ein Wetterbericht

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15.06.2020
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