Drei Tassen

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Drei Tassen, die im Korbe standen,
wie immer sich zum Streite fanden.
Jede wollte die Schönste sein
und bieten Kaffee, Schnaps und Wein.
Sie hatten nämlich gehört und gesehen,
sie sollten mit zur Hochzeit gehen.
Sie fühlten sich dadurch geehrt
und wussten doch, dass sie versehrt.

Die erste sprach: "Heute stehe ich
vor der Braut ganz sicherlich.
Sie wird mich ständig zärtlich drehen,
um meine Scharten nicht zu sehen.
Sie wird als Jungfrau aus mir trinken
und dann in das Bettchen sinken.
Am nächsten Tag sehen wir am Haken
zum Lüften dann das gebrauchte Laken. "

Die zweite Tasse fand es besser dann
zu stehen beim zukünftigen Ehemann.
Von letzter Dankesrede als Erinnerung
blieb im Porzellan ein feiner Sprung.
"Er wird sich aus mir besaufen
und in die falsche Richtung laufen.
Im Dunkeln hören wir es dort schrein,
das muß die Nachbarin dann sein. "

Die dritte Tasse aber leise lachte,
weil sie ans letzte Fest noch dachte.
Die heutige Braut im letzten Jahr
mit den Tassen auf dem Boden war,
meinen Henkel an den Balken knallte,
dass sofort ein Stück abprallte.
Ihr Partner folgte betrunken und wirr
und schon vergass man uns Geschirr. "

Doch dann ging es rasch im Nu,
drei Hände griffen plötzlich zu.
"Hurra, wir werden jetzt plaziert, "
"Ich sehe mich schon kußverschmiert. "
"Ich werde vielleicht repariert."
Doch da war es schon passiert,
Es machte drei mal klirr und bumm
und die drei Tassen waren stumm.

Doch die Moral von der Geschicht,
die kenn ich leider nicht.

17.05.2016 Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Drei Tassen

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17.05.2016
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