Die Zählung

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Die ganze Welt wird stets gezählt,
jeder kommt in den Bericht,
damit letztlich keiner fehlt,
vor dem dann Jüngsten Gericht.

Und gestern kamen welche gezogen
nur mit Bleistift und Papier.
Sie nannten sich Ornithologen
und zählten die Vögel bei mir.

Ich dachte, sie bezahlen angemessen,
laut einer Richtlinie der EU,
was die Vögel in 10 Jahren verfressen
und das Futterhaus dazu.

Ob Spatzen, Meisen, Finken und Specht,
auch die Amseln kommen alle Tage,
da wäre es doch nur gerecht,
wenn ich mal nach dem Ausgleich frage.

Sie zählten laut, sie zählten leise,
sie zählten die Krähen- und Elsterplagen,
dabei kannte ich doch jede Meise,
sie brauchten nur zu fragen.

Um eine Entschädigung zu bekommen,
drehte ich zu jedem meine Runden.
Ich habe kein „Lebewohl!“ vernommen,
doch plötzlich waren sie verschwunden.

12.01.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Die Zählung

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13.01.2015
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