Die Kameliendamen

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Bitte keine Daten und keine Namen,
heut war ich bei den Kameliendamen.
Täglich zur gesetzlich festgelegten Zeit
steht das Tor dort auch offen und breit.

Schon am Eingang sieht man die ersten,
sie sind schlank oder gefüllt zum Bersten.
Und sie kommen aus vielen Ländern,
rote, weiße, gelbe, ich kann’s nicht ändern.

Die meisten davon sind dick und rund,
öffnen sehnsüchtig leicht den Mund.
Sie sind füllig, spillig, blass und gerötet,
unten drunter grün, wie abgetötet.

Dreh dich um, sie schauen dich an,
drehe dich weg, wenn du ein Mann.
Lange im kalten Luftzug zu stehen
lässt ihren Lebenswillen vergehen.

Beim Gang durch ihre Glasschaukästen
sieht man nicht nur die Allerbesten.
Ich habe es bereits berichtet,
dort wurden sogar Erdbeeren gezüchtet.

Sie werden heimlich angefasst,
was dort manchen gar nicht passt.
Viele riechen sie mit ihrem Schnupfen,
andere nur an ihrer Kleidung zupfen.

Zu ihrem Schutz, das ist das Tolle,
gibt es Aufpasser, Aufsicht und Kontrolle
Ich traf den grünen Drachen immer,
er saß stets vor dem Liebeszimmer.

Kamen die Männer qualmte er ganz,
bei Kindern wedelte nur der Schwanz.
Der Schlüssellochblick nicht jugendfrei,
aus dem Bett ragten der Beine drei

Eine Frau, die doch sehr betagt,
hat den andern belehrend vorgesagt.
Sie sollten sich nicht immer neigen,
sondern nur ihre Schönheit zeigen.

Ich sah die Schönen unverdrossen
und habe ihren Duft genossen.
Auch wenn sie oftmals nicht allein,
es müssen auch Konkurrentinnen sein.

10.04.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Die Kameliendamen

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10.04.2014
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