Die holde Muse

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Wenn mich die holde Muse packt,
geschieht das meistens splitternackt.
Kein Kleidungsfetzen soll mich stören,
wenn ihre Fantasien mich betören.
Sie zieht die Seele mir vom Leib,
dass ich verbinde Mann und Weib.
Dann impft sie mir Gedanken ein,
die nicht immer so klar und rein.
Schon lässt sie meine Worte laufen,
als kämen sie vom großen Haufen.
Alle Sätze, ob kurz, ob lang,
bilden sich ganz frei und frank.
Doch jeder Vers, ob Reim, ob Lied,
muss erst noch zum Silbenschmied.
Der Schweiß, der übern Amboss rollt,
macht eiserne Worte zu seelischem Gold.
Mit der lyrisch angehauchten Feile
bearbeitet sie noch jede Zeile.
Sie sitzt dabei auf meinem Knie
und nennt das Ganze Poesie.

2012 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Die holde Muse

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22.01.2014
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