Die Annonce

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Heute, unsere Heimatzeitung, Seite Zehn,
dort wo die Heirats-Annoncen steh’ n.
Ich studiere gründlich jede Zeile,
mit viel Muße, dafür ohne Eile.
Denn ich suche eine sehr hübsche Frau,
unbedingt steinreich, doch lieber nicht schlau.

20 Jahre jünger wäre sehr fein,
und eine gute Köchin soll es sein.
Einen Porsche sollte sie besitzen,
im Bettchen stets sehr intensiv schwitzen.
In der Art habe ich es formuliert
und als eine Annonce inseriert.

Die Annahmekraft sehr eilig befand,
dass doch eine große Chance bestand.
Das flüsterte sie mir aber nur leis,
noch vor Nennung meines Anzeigenpreis.
Nach zwei Tagen hab ich Post empfangen,
100 Briefe sind dort eingegangen.

Ich las, nachdem ich sie aufgerissen:
„Dir haben sie wohl in’s Gehirn gesch…?“
„Ich wollte dir nur mal bildlich sagen,
mein Porsche heißt Zwillingskinderwagen….“
„Versuch’ s mit Arbeit in den Steinbrüchen
oder in den Münchner Suppenküchen….“

„Du alter Zausel, nimm die eigene Hand,
bei mir pflügst du keine Furche, kein Land…“
So ähnlich war es doch in jedem Brief,
o Geister, wehe mir, dass ich euch rief.
Aber man soll den Mut nicht verlieren,
man muss es nur anders formulieren.

Also schrieb ich: „Ich bin zwar alt, doch reich
und suche eine junge Frau für gleich.
Ich fahr Ferrari und kann gut kochen,
will bald in Urlaub für ein paar Wochen.
Weil ich doch bisher so alleine bin,
suche ich eine Gesellschafterin.“
Die Antworten ließen mich erfahren,
dass es wieder die 100 Frauen waren.

15.02.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Die Annonce

1.001 mal gelesen
(2 Personen haben das Gedicht bewertet. Der Durchschnitt beträgt 5,0 von 5 Sternen)
2
15.02.2014
Das Gedicht darf nur mit einer Erlaubnis des Autoren kopiert oder veröffentlicht werden. Jetzt Anfrage stellen.
Anzeige