Der Stein

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Heute kam groß und krass die Wende,
denn der Sommer ging nass zu Ende.
Noch gestern konnten wir genießen,
dass nicht nur Gras und Pilze sprießen.

Der Findlingsstein von vielen Tonnen
war der beliebte Platz für unsere Wonnen.
Von der Sonne seit Wochen aufgeheizt,
hat er mit Wärmeabgaben nicht gegeizt.

Wir saßen einzeln da, nackt und frei,
wie einst am Rhein die blonde Loreley.
Es baumelten nicht nur blasse Beine,
auch die Seele kam mit sich ins Reine.

Er kam vor vielen tausend Jahren
auf einer Eisschicht hergefahren
und hat inzwischen viel erlebt,
was seinen Stolz mit Recht erhebt.

Wunden, die des Lebens Härte schlug,
für diese kurze Zeit der Findling trug.
Er wird bemalt, bekratzt, bespuckt,
trägt Liebespärchen, wenn es juckt.

Der Zirkus mit drei Elefanten kam,
dazu eine Reihe von Models nahm.
Oder man hob dort ein Auto drauf,
als letzten Sommerschlussverkauf.

Künstler verkleideten ihn mit Stoff,
eine gestrickte Mütze machte Zoff.
Seit dem er breite Hosenträger hat
wirkt er viel dicker nun und satt.

Der Storch begann sogar ein Nest
doch bei Sturm hielt es nicht fest.
Lange dauert es nicht auf Erden,
dann wird er ein Schneemann werden.

09.09.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Der Stein

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09.09.2013
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