Der schlimme Weihnachtstraum

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Tante Lu, die mancher kennt,
sagte zu mir im Advent:
„Was man träumt in Heiliger Nacht,
ward sehr oft schon wahr gemacht.
Darum halte Dich im Zaum
und merke schnell Dir Deinen Traum.“

Der Heilige Abend kam heran
und mit ihm der Weihnachtsmann.
Wir sangen erst mit ängstlichem Mute,
tranken und verspielten dann die Rute.
Keiner hielt sich da im Zaum
und keiner dachte an den Traum.

Ziemlich weit nach Mitternacht
wurden wir ins Bett gebracht.
Ihr kennt‘ s doch von Bauer sucht Frau,
wenn die Bäuerin sehr schlau,
ist sie mit der Mistkarre gekommen
und hat den Mann mit heim genommen.

Ich habe im Traum unser Zimmer verlängert
und nebenbei meine Frau geschwängert.
Andere träumten vom Bundestage,
von langen Reden, ohne Frage.
Oder von riesen Monstertieren,
die gegen uns Kriege führen.

Dabei sollen wir uns an den Feiertagen erholen,
Energie schöpfen aus Öl, Gas und Kohlen,
irgendwann in die Kirche schreiten,
Dankbarkeit und Geschenke verbreiten
und jeden Abend im festlichen Raum
singen unterm Weihnachtsbaum.

25.12.2016 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Der schlimme Weihnachtstraum

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16.12.2016
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