Der Radweg

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Mein Auto hatte gestern eine Panne,
Öl spritzte aus der Motorwanne.
Der Abschleppdienst versprach sofort zu starten,
ich solle nur an Ort und Stelle warten.
Da ich genau vor dem Radweg stand,
beobachtete ich das graue Band.
Es schien, als hätte sich die halbe Welt
jetzt auf kleine Räder umgestellt.

Ich sah doch dort in einer Tour
Fahrräder und Inlineskate nur.
Die einen fuhren ganz gemütlich,
die andern einigten sich gütlich.
Es gab Fahrräder in allen Klassen,
für kleine und auch große Kassen.
Mit Motor, Schaltung, ringsum Licht,
manche hatten all das nicht.

Viele Anhänger gab’s im Verbund,
mal mit Kleinkind, mal mit Hund.
Oft war ein Picknickkorb dabei,
manche hatten sogar zwei.
Ein Birkenzweig oder vom Feld ein Strauß
guckte manchmal als Schmuck heraus.
Alle rollten meist von hier nach dort,
wollten in den Nachbarort.

Auf einem Rad saß gleich ein Pärchen,
sie stürzten beinahe, um ein Härchen.
Ein Tandem hatte Tempo drauf,
das Treten hörte gar nicht auf.
Ein Junge ganz außer Atem war,
er hatte das falsche Ritzelpaar.
Manche Kette rostige Lieder plapperte,
dafür auch mach Schutzblech klapperte.

Dynamos surrten, Fähnchen wehten,
Speichen Reflektoren sich leis drehten.
Ich hörte Lieder und auch Chorgesang
und eines Koffer Radios hellen Klang.
Da ertönte eine Auto Hupe sehr laut,
ich suchte schon, wer sich das traut,
da klopfte es auf die Schulter mir,
„Ihr geforderter Abschleppdienst ist hier.“

30.07.2017 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Der Radweg

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30.07.2017
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