Der Herbstwinddrachentraum

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Das Drachenfest war dieses Jahr
ne Pleite, weil kein Wetter war.
Als der Wind drei Tage blies,
das Wochenende gute Chancen verhieß.
Doch hab ich den Wind in Verdacht,
dass er für jemand Werbung macht.

Die Kinder im Spielzeugladen bettelten
und fast eine Revolte anzettelten.
Die Väter kauften Leisten, Leim, Papier,
die Schnur lag noch von früher hier.
Dann wurde geschnitten, geleimt, gesägt
auf dass der Wind den Drachen trägt.

Die Vorderseite wies dann prächtig
ein Gesicht, das preisverdächtig.
Väter, denen linke Hände lachen,
kauften gleich montierte Drachen.
Noch am Abend als die Nacht gebiert
wurden die Werke ausprobiert.

Keiner möchte sich blamieren
und am Anfang gleich verlieren.
Wenn der Drachen am höchsten steht
und dann zerfetzt zu Boden geht,
ist das nur ein Grund zu schwärmen,
zu Hause mehrmals aufzuwärmen.

Vater und Kind in Stadt und Landen
aufgeregt wenig Nachtschlaf fanden.
Als dann der erste Lichtstrahl hellte,
alles aus den Betten schnellte.
Mutter staunte, ‚das ist nicht wahr’,
‚so was geschieht nicht das ganze Jahr.’

Beim Waschen war’ n wir noch gut drauf,
doch dann ging unsere Haustür auf.
Alle standen dann im Rahmen
und das Wetter in Augenschein nahmen.
Es nieselte, kein Windchen wehte,
nicht einmal der Wetterhahn drehte.



02.11.2013 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Der Herbstwinddrachentraum

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02.11.2013
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