Der Hauptbahnhof

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Als ich auf dem Flohmarkt stand,
ich eine interessante Karte fand.
Ich musste erst mal stöhnen,
denn viel Geld sollte ich löhnen.
Das Geld war neu, die Karte alt,
so ist das auf dem Flohmarkt halt.

Die Karte stammt aus einer Zeit,
die liegt zurück schon ganz schön weit.
Zu jener Zeit hat mancher Architekt
Eisenbahnschienen mit Gebäuden bedeckt.
Und was man schon von weitem erkennt,
sich schlicht und einfach Bahnhof nennt.

Und der größte Bahnhof jener Zeit
wurde lt. Ansichtskarte eingeweiht.
Der Überschwang war riesengroß,
denn man ließ den Prellbock los.
Freibier, Reden, Gesangverein,
die Halle gewischt, statt besenrein.

Die Gratulanten kamen und gingen,
man hörte Feuer und Wasser singen,
sah Dampf und Ruß zur Kuppel steigen,
die Ehrenjungfern tanzten einen Reigen.
Die letzte Tür ward zugeschoben,
und die grüne Kelle dann gehoben.

Vom Bahnvorsteher ein schneller Griff,
dann ertönte sein schriller Pfiff.
Die Lok erzeugte eine Dampffontäne,
und im Ministerauge eine Träne.
Leb wohl du alte Postkutschzeit,
in Leipzig ist man jetzt bereit.

04.03.2018 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Der Hauptbahnhof

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04.03.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Wolf-Rüdiger Guthmann) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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