Der Blumentod

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Schnittblumen gibt es ohne Zahl,
da wird das Kaufen fast zur Qual.
Bei den Rosen, Tulpen und Nelken
heißt es zwar, dass sie bald welken,
doch edle Anthurien und Orchideen,
frisch geschnitten, ebenso vergeh’ n.

Damit diese Blumen nicht nur Sage,
erfand man noch die vielen Feiertage.
Weil durch Schenken Liebe gedieh’ n,
nahm zum Anlass man auch Valentin,
dessen Nächstenliebe vor langer Zeit
zum Wintermantelteilen war bereit.

Unsere Nachbarin dachte auch daran,
dass stets an diesem Tag ihr Mann,
mit Blumen seine Liebe neu schwor
und sie dann prompt ihr Herz verlor.
Als Verliebter kam ihr Mann gerannt
mit Blumen und Konfekt in der Hand.

Trotz hellem Tag fiel sie dann nett,
dankend vor ihrem Mann ins Ehebett.
Dieser Brauch wird nicht gebrochen,
darum ist sie erst ins Bad gekrochen
und zog sich dann so empfangsbereit
auf die nackte Haut ihr kurzes Kleid.

Im Haus ertönte des Mannes Schritt,
den Ausschnitt auf, das Auge isst mit.
Sie öffnet lächelnd die Wohnungstür,
da schwebt der Blumenstrauß vor ihr.
Ein Rosenbukett ungezählter Menge
und sichtbar auch ungeheurer Länge.

Das ist Liebe denkt sie gerade noch,
dann fällt die Stimmung in ein Loch.
Durch die Blüten kommt die Fahne,
der Alkohol war sicher erste Sahne.
Und so weiter hinten, leicht gedeckt,
sind zwei Kollegen noch versteckt.

Die Stimme lallt von Skat und Bier,
plötzlich dreht die Liebe durch mit ihr.
Sie nimmt den Strauß, haut unverfroren,
dem Mann sie um die dummen Ohren.
Die Nachbarn werden bleich und blass,
die Kollegen wenden und geben Gas.
Die Stacheln erzeugen Blut, das rot,
doch die unschuldigen Blumen sind tot.

15.02.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Der Blumentod

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15.02.2014
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