Das Wunder

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Der Himmel zeigte uns, was er kann,
der Sommer fing im Mai schon an.
Sonne, Hitze und doch kein Regen,
nur Wölkchen, die sich leicht bewegen.
Dort, wo einst die Panzer rollten,
Soldaten in der Heide tollten,
gibt es Fässer, Tanks, Granaten,
die sinnlos in der Sonne braten.

Um alles gefahrenfrei abzusuchen
müsste man sehr vieles buchen.
Was jahrzehntelang vergraben lag,
findet man nicht an einem Tag.
Und so kam, was jeder kannte,
dass eines Tages die Heide brannte.
Samt Kiefern, Birken, Haselsträuchern
fing das Sperrgebiet an zu räuchern.

Feuerwehren blieben hilflos stehen,
mussten Qualm und Flammen sehen.
Wenn es brennt und knallt und zischt,
hat es manchen schon erwischt.
Der Hubschrauber von oben sah,
was im märkischen Sand geschah.
Ständig wurde allen berichtet,
wie Hektar um Hektar vernichtet.

Selbst der notwendige Funkverkehr
brach zusammen im Funkenmeer.
Ein Spezialpanzer mit Wasser im Bauch
könnte bekämpfen trotz Knall und Rauch.
Er wurde gerufen, er war nicht so schnell,
Hochwald würde brennen, ehe er zur Stell.
Mancher Floriansjünger hat leis gefleht,
und mancher Forstwirt sandte ein Gebet.

So wie andernorts Wunder geschehen,
konnten hier alle zum Himmel sehen.
Dicke Wolken, grau und schwer,
kamen direkt auf die Heide her.
Mit Blitz und Donner in einem Zug
schüttete es rettenden Regen genug.
Die Flammen erloschen, alle atmeten auf,
die kleinen Glutnester nahm man in Kauf.

Die Heide überlebt als Asche den Brand,
und wird das Wunder von Lieberose genannt.

05.06.2017 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Das Wunder

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05.06.2017
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