Das Spiegelbild

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Kriechst du morgens aus dem Bett
und das Wetter ist ganz nett,
kann es sein dein Spiegelbild
ist zerknittert und furchtbar wild.

Wenn du dann die Augen findst,
stellst du fest, sie sind fast blind.
Der Blick ist grau und leicht verzerrt,
als wenn sich die Pupille sperrt.

Dann machst du dir sicher Sorgen,
wie der Tag nun wird bis morgen.
Sollte man vielleicht liegen bleiben
und den Tag sich so vertreiben?

Doch was sollen die andern denken,
die die halbe Firma lenken.
Sollen sie dich Feigling nennen,
weil sie deinen Mut nicht kennen?

Ist es Krankheit oder schon Alter,
Ungewissheit ist ein Seelenspalter.
Soll ich nun den Notruf drücken,
oder wird’s dem Hausarzt glücken?

Kommt diesen Tags die Zugehfrau
erfährst du es gleich ganz genau.
Statt in den Spiegel zu stieren,
wischt sie ab die Haarsprayschlieren.

19.07.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Das Spiegelbild

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19.07.2015
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