Das Kratzehändchen

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Steht der Mensch in einer Schlange,
dauert es meistens gar nicht lange
und es juckt an solchen Stellen leicht,
die man gewöhnlich nicht erreicht.

Wird dem Lehrer so was zur Qual,
nimmt er das Klassentafellineal.
Dazu dann die ganze Klasse lacht
weil nun alles diese Übung macht.

Einst in der Schule Mathestunde
war doch Jule an der Tafel Kunde.
Als es juckte, hat sie stark gekratzt,
da ist doch ihr BH geplatzt.

Wenn es den Polizisten krimmt,
er dazu den Schlagstock nimmt.
Alle verschwinden schnell im Nu,
jeder denkt, jetzt schlägt er zu.

Der Schaffner bei der Eisenbahn
kratzt mit seiner Kelle sodann.
Auf der Lok sieht man nur grün,
lässt den Zug von dannen zieh’ n.

Boxern sind die Hände gebunden,
drum hat man die Ecke erfunden.
Dort können sie den Rücken scheuern
bevor sie den Gegner erneut befeuern.

Zu Hause ohne Fiesematentchen,
nimmt man nur das Kratzehändchen.
Aus Holz geschnitzt, auch Elfenbein,
ein langer Stab, die Hand sehr klein.

Die Finger krumm, die Nägel scharf,
auch lackiert, gefeilt, je nach Bedarf.
Bei Valentin’ s zarter Liebesspielerei
ging unser Kratzehändchen entzwei.

Gestern früh bin ich daher gelaufen,
um ein besseres Stück zu kaufen.
Und ich erwarb das neuste Modell
für unser juckendes Rückenfell.

Schiebt den Stab man runter,
spielt es „Shake hands“ ganz munter.
Zieht man den Stab herauf,
hört die Musik stotternd auf.

Keiner kann sie heimlich nutzen,
ohne dass die andern stutzen.
Als man es im Eimer Wasser deponiert,
sind doch die Batterien explodiert.

Jetzt hat die Hand nur noch 2 Glieder
und ich bin auf der Suche wieder.

30.05.2014 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Das Kratzehändchen

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02.06.2014
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