Alt genug

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Des Nachts, wenn alles still und stumm,
geht bei uns ein Rehbock um.
Bäume, Sträucher, Unkraut, Gras
alles dient ihm hier zum Fraß.
Am Kopfe ihm zwei Hörnchen sprießen,
als wolle er die Wolken spießen.

Wenn wir zeitig Gassi gehen,
können wir ihn manchmal sehen.
Jahrelang ging das nun so,
der Bock war ruhig und wir froh.
Kein anderes Tier und keine Braut
haben sich zu ihm getraut.

Doch dieses Jahr war er dabei
beim Liebesleben mit Geschrei.
Rundum hörte man sie röhren
und sie ließen sich nicht stören.
Mit dem besten Fernglas
sah man wer, wie, wo und was.

Stützte man sich an die Wand,
hatte man eine ruhige Hand.
So sah man Böcke und manche Zippe
mit der zitternden Unterlippe.
Doch heut wurde uns präsentiert,
was zu jener Zeit stark interessiert.

Wo sonst der Bock rieb seine Lippe,
äste nun eine wunderschöne Zippe.
Und wie konnte es anders sein,
sie war auch nicht mehr allein.
Wir haben nur von weitem geäugt,
denn sie hat gerade ihr Kitz gesäugt.

24.09.2015 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Alt genug

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24.09.2015
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