Ach hätte ich nur...

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Zehn Jahre musste ich überstehen,
montags bis freitags in die Schule gehen.
Zehn Schuljahre waren für uns Pflicht,
soviel Lehrstoff gab es da noch nicht.
Die Lehrer haben uns sehr geschunden,
bestimmt manches selbst erfunden.

Doch heute nach zwanzig Jahren
habe ich das Elend nun erfahren.
Ach hätte ich damals aufgepasst,
mich viel mehr mit Deutsch befasst.
Dann wäre ich ein kluger Mann,
der auch Gedichte schreiben kann.

Ich würde ohne mich zu verhaspeln,
bei schönen Frauen Süßholz raspeln.
Ich könnte in rosa Briefen schreiben,
dass ich Pherhütunk kann betreiben.
Und die schöhne Dame könnte offen
auch auf eine Äheschlissung hoffen.

Vor zwanzig Jahren wir begannen,
dass Zahlen durch die Finger rannen.
Ach hätte ich damals aufgepasst,
mich mit Mathe mehr befasst.
Ich wäre jetzt ein reicher Mann,
der sich Gesundheit kaufen kann.

Ich hätte symbolisch Geld gerauft
und dann Grundstücke gekauft.
Selbst mit angemalten Ruinen
könnte ich den Markt bedienen.
Was zum Schluss dann keiner will,
geht als Obdach für‘ s Asyl.

Über zwanzig Jahre hat er schon,
unmögliche Farben, unser „Thron“.
Ach hätte ich nur besser aufgepasst,
mich mehr mit der Politik befasst,
Dann wüsste ich, worum es geht,
Wenn vor mir die Wahlurne steht.

Ich trüge jetzt stolz Parteikrawatten
und hinter mir stets einen Schatten.
Mein Stuhl würde im Bundestag rosten
und ich dem Staat viele Pensionen kosten.
Ich habe zwar das Reichsende verpasst,
doch das lerne ich sicher bald im Knast.

21.10.2016 © W.R.Guthmann

Informationen zum Gedicht: Ach hätte ich nur...

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21.10.2016
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