Abschiedsworte

Ein Gedicht von Wolf-Rüdiger Guthmann
Mein Hausarzt, mutig und kess,
weilte auf dem Ärztekongress.
Und er schilderte mir,
was jeder hielt für seine Zier.
Als alle Abschied nahmen,
die seltsamsten Worte kamen.

Der Augenarzt die Augenklappe strich:
„Man sieht sich!“

Der Ohrenarzt wollte uns betören:
„Lasst mal wieder etwas von euch hören!“

Der Urologe verabschiedete sich:
„He, Leute, ich verpisse mich!“

Da rief einer aus der Tierarztriege:
„Mensch Leute, ich mach ne Fliege!“

Der Kardiologe rief zu mir im Lauf:
„By, pass auf dich auf!“

Den Gynäkologen hörte ich schrei‘n:
„In drei Tagen schau ich wieder mal rein!“

Vom Orthopäden kam der Werbespruch:
„Ich wünsch allen Hals- und Beinbruch!“

Der Dermatologe sagte kurz und knapp:
„Putzt Euch! Haut ab!“

Den Chirurg hörte ich fluchen:
„Bis zum nächsten Brille suchen!“

Der Psychiater sagte erneut:
„Kommt bald wieder mit Leid und Freud!“

Zum Abschied rief der Internist:
„Ich gebe euch noch eine Frist.“

Der Neurologe rief zu den Alten:
„Einfach die Nerven behalten!“

Der Pathologe rief als letzter Täter:
„Lebt wohl! Wir sehen uns später!“

Und der Krankenhauspfarrer ruft verständlich:
„Geht mit Gott, aber geht endlich!“

20.04.2016 © Wolf-Rüdiger Guthmann

Informationen zum Gedicht: Abschiedsworte

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20.04.2016
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