Die Tücke des Objekts

Ein Gedicht von Tilly Boesche-Zacharow
Du verdammtes Hosenbein,
warum geht mein Bein nicht rein?
Was hast du gegen meine Gehwerkstangen?
Gestern ist´s doch noch gegangen!
Hat dich jemand zugenäht?
Das muss doch sein, weil´s heut nicht geht.
Das Bein gestreckt oder auch krumm,
beim Tänzeln fällt man beinah um.
Doch immerzu verschlingt es sich,
amüsiert sich köstlich über mich.
Ach, die Hose sollt sich schämen
sich so hässlich zu benehmen.
Kruzitürken, ei der Daus,
ganz verschrumpelt sieht sie aus.
Scheinbar hat sie letzte Nacht
mit andren Beinen zugebracht.
Ich beschimpf als Treuelose…
diese so geliebte Hose.
Noch ein letzter Zerrungstest,
der mich ganz verzweifeln lässt,
und ich plumps wie´n Großmogul
einfach auf den nächsten Stuhl,
beide Beine in die Höh
und herrje, herrjemineh,
beide Beine, die nicht flutschten,
plötzlich in die Hose rutschten.
Das eine Bein konnt gar nicht landen,
weil das and´re drauf gestanden.
Doch nun ist alles toll und fein;
pass wieder in die Hose rein
und führe sie nach so viel Strauß
sofort ins nächste Caféhaus.

(2014)

Informationen zum Gedicht: Die Tücke des Objekts

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24.05.2014
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