Städtische Impressionen

Ein Gedicht von Pfauenfeder
Fabriken rauchen grau
In Augen wie Bekannte,
Die Straßen asphaltrau,
Den Füßen wie Verwandte.

Kirchturmuhr
Schlag zwölfe,
Gesetzt in ein Cafe,
Untereinander nur:
Die immergleichen Wölfe,
Ein immergleich Ade.

Ein Handschlag Wärme
Harret,
Schon künftiger Versammlung,
Ein Herzschlag gerne,
Sparet,
Sich auf frisch der Umarmung.

Vom Ziegelrot der Dächer
Nun in die Ohren schwächer
Gerückt der Taube Laut,
Ist dir die Stadt vertraut.

Wie durch die Gassen gehet,
Und um die Herzen wehet
Ein unnatürlich' Wind,
Kein Pflasterstein verstehet;
Den Mensch, der auf ihm stehet,
Die Mutter nicht ihr Kind.

Und an den Läden hänget,
Den Augen zur Verführung,
Der neueste Rabatt.
Im Anzug eingeeng'et,
Sehnsüchtig der Berührung,
wird keine Seele satt.

Das Firmament gedämmt,
Des Abendrots gewiss,
Mit Schlagloch aufgesprengt,
Die Kreuzung voller Riss.

Familien daheim,
Die Ahnung steigt gen Himmel
Mit flüchtendem Kaminrauch.
Beisammen, doch: allein!
Im Digitalgewimmel,
Flieht man den inn'ren Himmel
Samt seiner Sterne auch.

Wie aus verscheuchter Ferne,
Ums Nachtschwarz - Spur der Sterne,
Wie aus verscheuchtem Grund
gen Himmel bellt ein Hund.

Wie Verscheuchte aus den Städten,
Fliegen Menschen in die Nacht,
Ihre Seelen frei von Ketten,
In den Träumen unbewacht.

Informationen zum Gedicht: Städtische Impressionen

228 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
-
02.09.2022
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
Anzeige