Aus dem Leben einer Birke

Ein Gedicht von Pfauenfeder
Mein stolzes Weiß vom Abendrot durchdrungen,
Stand ich unter zehntausend Dämmerungen,
Und Vogelsang im Stamm mir angeklungen,
Blüht in mir fort, lebendige Erinnerungen!

Alles um mich war verwoben,
Durch der Wurzeln bindend Spiel,
Wir Birken glichen Garderoben,
Die bunt der Herbst behängen will.

Und manche Birke sah ich welken,
Wie jämmerlich ihr Weiß verblasst'
Uns eherne Gesetze gelten,
Und allen denen Freund du warst.

Es zählt der Tod schon an den Ringen,
Uns Birken all die Jahre ab,
Und soll der letzte mir gelingen,
Streif alles Weiß vor Gott ich ab.

Oh Urbaum, die du schufst die Bäume,
Zum Wald versammelt, hast du sie,
Wie war'n so süß die meinen Träume,
Und größer eine Liebe, nie!

Und rinnt mein Harz ganz,
In Gottes Lebensteiche,
Und meine Seele ganz,
Erblick ich neu die Welt als Eiche.

Informationen zum Gedicht: Aus dem Leben einer Birke

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09.11.2018
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