Ungewollter Wille

Ein Gedicht von Nico Fender
Aufbruchstimmung, es geht los,
hinaus auf die Straßen zu den Mengen.
Wir machen klein, was einst war groß.
Hinaus, hinaus mit Zweifel und Zwängen.
Parolen, Parolen:"Schmeist Sie raus",
Gepfeiffe, Gepfeiffe und wirres Geschrei.
"Nieder, nieder mit dem Königshaus,
dann sind wir endlich frei!".
Und der Jungspund läuft nebenher.
Kennt kaum die Welt, in die er wächst,
weiß um den Grund nicht mehr,
ist durch den Strom gänzlich verhext.
Und aus den Köpfen quirlt Hass und Wut,
aus Worten wird Sturm und Feuer.
Das Hirn setzt aus, die Vernunft ruht.
Die Opfer letzlich Ungeheuer.
Jahre später ein Junge und ein Greis
und wieder ein Ausruf von Revolution.
Der Bub will ziehen um jeden Preis,
doch der Greis mahnt mit tiefen Ton:
"Geh! Doch prophezeie ich dir Ungemach,
überfällt dich doch Teufels Zunge,
drum versprich's mir, denke zweimal nach,
denn aus Wort wird Tat, mein Junge...
Statt kopflos auf die Barrikaden zu gehen,
hasse den Lärm und liebe die Stille.
denn im Chaos passiert viel ausversehen,
doch's bleibt ungewollter Wille..."

Bedauernswert, ich weiß,
denn jeder nutzt die falsche Zunge.
In uns allen steckt ein kluger Greis
und ein dummer Junge...

N.Fender

Informationen zum Gedicht: Ungewollter Wille

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27.08.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Nico Fender) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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