Eine alltägliche Begegnung

Ein Gedicht von Michael Jörchel
Ein Mann hatte einen wichtigen Termin und wollte dringend zum Flughafen, vorher musste er aber noch einige notwendige Dinge einkaufen. An der Kasse drängelte sich eine ältere Dame vor, mit der Begründung, dass sie ja nur eine Sache zu bezahlen hätte und auch nicht mehr so lange stehen könnte.
Zähneknirschend lies er sie vor und sah dabei hektisch auf seine Uhr.
Die Zeit schien nur so zu rasen.
Die Dame, eitel, eine Brille aufzusetzen fand nicht sogleich das passende Kleingeld in ihrer Geldbörse und so schüttete sie dessen ganzen Inhalt auf das Laufband des Kassenbereiches, so dass sich die Kassiererin den passenden Betrag heraussuchen konnte.
Natürlich fiel auch die Hälfte der Münzen auf den Boden und langsam wurde alles wieder aufgehoben.
„Nun aber los“ dachte sich der Mann, als er endlich seine Sachen bezahlt hatte
„Ich werde jetzt ein Taxi nehmen und das Flugzeug, hoffentlich, noch rechtzeitig erreichen.“
Das Taxi fuhr so schnell es konnte, er zahlte und eilte zu seinem Abflugschalter. Auf halbem Weg, sah er, wie sich die Türen schlossen und er blieb zurück.
Das letzte Flugzeug verpasst und dadurch, dass er diesen Termin nicht wahrnehmen konnte, waren einige finanzielle Einbußen zu erwarten. Verärgert fuhr er wieder nach Hause.
„Zehn Minuten, nur wegen zehn Minuten ist mir so ein lukratives Geschäft entgangen.“ Jammerte er. „Dieses alte Weib hat mich um den Erfolg gebracht, warum musste ich sie auch vorlassen.“

Da er nun Zeit hatte, schaltete er den Fernseher ein.
In den Nachrichten berichteten sie von einem Flugzeugabsturz, bei dem keiner überlebt hat.
Es wäre sein Flugzeug gewesen.


© Michael Jörchel

Informationen zum Gedicht: Eine alltägliche Begegnung

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22.10.2013
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